Empirische Erhebungen
Quantitative Methoden - Instrument der mündlichen Befragung
Bei der mündlichen Methode werden die Probanden durch Interviewer aufgesucht und mündlich befragt. Frager und Befragte sitzen sich gegenüber, weshalb man hier von Face-to-Face-Interviews spricht. Benutzt wird ebenfalls ein überwiegend standardisierter Fragebogen, der aber i.d.R. vom Interviewer vorgelesen und auch ausgefüllt wird. Auch bei dieser Methode gibt es relativ viele Ausfälle, weil die ausgewählten Probanden oft nicht angetroffen werden oder weil sie eine Befragung verweigern. Die Höhe der Ausfallquote hängt u.a. auch von der „Überredungskunst“ des Interviewers ab.
Vorteile des Instruments:
- Es ist etwas schneller als schriftliche Befragungen, da man keine langen Rücklaufzeiten einkalkulieren muss.
- Es erlaubt relativ viele Fragen.
- Es bietet die Möglichkeit, geschlossene mit offenen Fragen zu kombinieren.
- Schwer verständliche Fragen können vom Interviewer erläutert werden.
- Es ist wegen des hohen Standardisierungsgrades gut auszuwerten.
- Auch Personen mit Lese- und Schreibschwäche können an der Befragung teilnehmen.
- Personen aus dem sozialen Abseits werden durch mündliche Befragungen regelmäßig besser erfasst.
- Es ist erprobt und bestimmte systematische Verzerrungen können ggf. schon im Vorfeld ausgeglichen werden.
Nachteile des Instruments:
- Es ist im Verhältnis zu anderen Instrumenten sehr personalintensiv und entsprechend teuer.
- Es besteht die Gefahr, dass die Probanden durch die Interviewer beeinflusst werden und dass die Ergebnisse weniger objektiv sind.
- Man benötigt auf jeden Fall gut geschulte Interviewer.
- Das Ergebnis hängt stark von der Auswahlmethode der Interviewpartner ab, hier kann es zu systematischen Verzerrungen kommen, besonders dann, wenn die Interviewer sich nicht streng an das Schema der Auswahl halten.
- Es besteht die Gefahr der Manipulation durch die Interviewer, die mitunter, so unsere leidvolle Erfahrung, Fragebögen im Cafe oder im Bus ausfüllen, anstatt die Probanden aufzusuchen. Dieses Risiko erfordert einen hohen Kontrollaufwand bei mündlichen Befragungen.
- Insgesamt ist der Organisationsaufwand bei mündlichen Befragungen erheblich höher als bei anderen Befragungsmethoden.
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